Lagerlied
(singen nach der Melodie „Wo die Nordseewellen schlagen an den Strand“)
Fern von Schlesien, tief im Bayernland,
ist jetzt uns’re Heimat, Voggendorf genannt;
rote Holzbaracken, innen Pappkarton,
bläst der Wind von Osten, friert im Bett man schon.
Früh um neun Uhr ruft der Obmann aus:
„Holz abholen für das ganze Haus!“
Für zwei Tage gibt es und es ist so klein;
bitter ist die Kälte, manchmal ist’s zum Schrei’n.
Darum sieht man täglich nachts beim Mondenschein,
wie die Scharen ziehen in den Wald hinein.
Holzbeladen kehren alle dann zurück.
Groß ist ihre Freude, kurz jedoch ihr Glück.
Denn so mancher Bauer wünscht uns allesamt
raus aus Bayern, tief ins Pfefferland.
Schon am nächsten Morgen ist Polizei zur Stell;
wünschen nur das eine, dass es Gott vergelt.
Mittags um zwölf Uhr sieht man die Menschen ziehn
mit den Büchsen schnell zur Küche hin.
Pellkartoffeln, Tunke, Erbsensupp‘, auch Mais,
doch am Sonntag gibt es dann für jeden Fleisch.
Flüchtling sein, das ist ein hartes Los,
ohne Kleidung, Schuh und arbeitslos,
Eltern suchen Kinder, die Gattin ihren Mann;
traurig ist das Schicksal, das über uns jetzt kam.
Heimat, liebe Heimat, nie vergess ich dein.
Lieber Herrgott gib, dass wir bald kehren heim.
Gib uns Frieden, Arbeit, unser täglich Brot;
dann hat auch ein Ende unser aller Not.
Sollten wir das Glück noch haben und wir kehr’n zurück
nach der Stätte uns’rer Liebe, uns’rer Kindheit Glück,
wo die Wälder rauschen, traute Heimatflur,
wollen wir einst legen unser Haupt zur Ruh.